Das biblische Weltbild
- Andreas Stipsits
- 8. Nov.
- 34 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Nov.
Wenn du zum Himmel aufschaust – hast du dann das Gefühl, dass sich die Sonne und die Sterne bewegen? Oder denkst du, dass sich die Erde bewegt? Wenn ich Menschen diese Frage stelle, antworten viele: „Natürlich kreist die Erde um die Sonne – das habe ich so gelernt.“ Doch wenn sie in sich gehen und ehrlich beschreiben, was sie erleben, dann sagen sie: „Ich sehe, wie die Sonne aufgeht und wieder untergeht – also scheint sie sich zu bewegen.“ Oder: „Wenn ich den Sternenhimmel betrachte, wandert er um die Erde herum – also bewegen sich scheinbar die Sterne doch.“
Was stimmt denn nun? Warum ist zwischen Denken und Empfinden ein Zwiespalt?
Zunächst sei gesagt: Das heliozentrische Weltbild (die Erde kreist um die Sonne) findet sich nicht in der Heiligen Schrift. Die Offenbarung Gottes beschreibt ein geozentrisches Weltbild (die Sonne kreist um die Erde). Dieser Artikel möchte in ausführlicher Weise aufzeigen, dass es durchaus möglich und keineswegs als „unwissenschaftlich“ gelten kann, weiterhin an ein traditionelles, geozentrisches Weltbild zu glauben, das uns die Bibel als Wort Gottes anbietet.
Gesamtüberblick dieses Artikels
Die Heilige Schrift als Zeugnis Gottes – Erneuerung des Wissens, dass die Bibel ein klares, einheitliches Weltbild vermittelt.
Die Entwicklung der kirchlichen Lehre – Wie die Kirche dieses Thema über die Jahrhunderte verstanden und weitergegeben hat.
Wissenschaftliche Fakten im Vergleich – Eine Betrachtung der naturwissenschaftlichen Messungen angesichts der beiden Weltbilder.
Unser Denken und Schlussfolgerungen – Wo die Wurzeln der Fehler unsere Zeit liegen könnten und vor was wir uns hüten müssen.
Resümee
1. Die Heilige Schrift als Zeugnis Gottes
a) Die Erschaffung von Himmel und Erde – Genesis 1
Zu Beginn der Heiligen Schrift offenbart uns Gott, wie Er die Welt erschaffen hat – aus Seiner Perspektive, der „Außenansicht“ der Schöpfung:
„Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ (Gen 1,1)
Das erste, das Gott erschuf, war der Himmel und in diesem die Erde eingebettet. Noch gab es keine Sonne, keine Sterne, keine Planeten, nur den leeren Raum mit der Erde darin. Die Schöpfung ist dadurch von zwei Bereichen gekennzeichnet:
die Erde
und den Raum, der diese Welt umgibt –– der „Welt-raum“.
Am nächsten Tag schuf Gott die Atmosphäre mit den Wolken und das darüber liegende Firmament, das Er auch Gewölbe nannte. Gott trennte das Wasser der Erde in zwei Bereiche auf: unterhalb des Gewölbes und oberhalb. Der Himmel wird somit aufgeteilt: unten mit Atmosphäre und Wolken und oben mit Gestirnen und der darüberliegenden Schicht von Wasser. „Himmel“ bezeichnet alles, was sich über dem Erdboden befindet. Und weil der Himmel aus verschiedenen Bereichen besteht, spricht die Heiligen Schrift von den "Himmeln" in der Mehrzahl.
Nachdem Gott am dritten Tag das Land und die Pflanzen erschaffen hatte, formte Er am vierten Tag Sonne, Mond und Sterne und setzte sie an das Himmelsgewölbe (vgl. Gen 1,14–19). Hier wird beschrieben, dass Gott den Himmel von der Erde aus nach oben hin gestaltet: zuerst die Wolken, dann die Himmelskörper. Und Er offenbart uns schließlich Seinen Willen für ihre Erschaffung:
„Dann sprach Gott: Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein, um Tag und Nacht zu scheiden. Sie sollen Zeichen sein und zur Bestimmung von Festzeiten, von Tagen und Jahren dienen; sie sollen Lichter am Himmelsgewölbe sein, die über die Erde hin leuchten.“ (Gen 1,14-15)
Alle Planeten und Galaxien haben dadurch eine einzige gemeinsame Ausrichtung: Sie sollen über der Erde leuchten – für sie wurden sie geschaffen. Damit ist die Erde der Mittelpunkt des Geschehens. Zweck der Gestirne ist es, Tag und Nacht zu trennen und Zeiten, Feste, Tage und Jahre für die Erde anzuzeigen – wie eine Uhr die Zeit anzeigt, so hat Gott Sonne, Mond und Sterne dafür bestimmt: als eine große, leuchtende Zeitanzeige! Bedenke wie wir Menschen Uhren bauen… es bewegen sich die Zeiger, nicht das Ziffernblatt. Wenn wir Menschen aber „nach dem Bild Gottes“ geschaffen sind, dann arbeitet unser Verstand in einer ähnlichen Logik wie der von Gott. Dass wir unsere Uhren also nach diesem Prinzip bauen, ist kein Zufall – Gott selbst hat es uns in der Schöpfung vorgemacht.
Gott hat in Seine Schöpfung eine universale Uhr allen Geschöpfen zur Verfügung gestellt – ganz ohne Strom, Technik oder Wartung – gratis also.
Wie Gott wollte, dass Sonne, Mond und Sterne für uns als himmlische Uhr dienen, so legte Er das Maß der Zeit vorher fest, nach der Er dann die Himmelsuhr einstellte. Seitdem bewegen sich die Gestirne in genau dem Rhythmus, den Gott ihnen gegeben hat. (Die Sonne mit ihren 24 Stunden Umlaufbahn, etc.)
Nachdem die Erde vorbereitet war, erschuf Gott die Lebewesen auf ihr – Fische, Vögel, Tiere – und zuletzt den Menschen. Wenn wir ein Haus auf Erden bauen, ziehen wir nicht in ein unfertiges Gebäude ohne Fenster oder Boden ein. Wir bereiten es so vor, dass es bewohnbar ist. Genau so hat Gott seine Schöpfung gestaltet – vollkommen und bereit für das Leben.
a) Das Buch Josua
Eine eindrucksvolle Erfahrung zu diesem Weltbild finden wir im Buch Josua. Dort wird berichtet, dass Josua beim Kampf gegen die Amoriter längeres Tageslicht benötigte und der Sonne deshalb befahl stillzustehen:
„Damals redete Josua zum Herrn, am Tage, da der Herr die Amoriter den Israeliten preisgab, und sprach vor den Augen Israels: Sonne, bleib stehen über Gibeon und du, Mond, über dem Tal von Ajalon! – Und die Sonne blieb stehen und der Mond stand still, bis das Volk an seinen Feinden Rache genommen hatte. Das steht auch im „Buch des Aufrechten“. Die Sonne blieb also mitten am Himmel stehen und ihr Untergang verzögerte sich, ungefähr einen ganzen Tag lang. Nie hat es einen Tag gegeben wie diesen, an dem der Herr auf die Stimme eines Menschen erhört hätte; der Herr kämpfte nämlich für Israel.“ (Jos 10,12-14)
In diesem geschichtlichen Erfahrungsbericht fällt mehreres auf:
Für Josua und das ganze Volk war es selbstverständlich, dass die Sonne sich bewegt. Deshalb befiehlt Josua der Sonne, ihre Bewegung zu stoppen.
Durch den Stillstand kam auch die Zeitmessung ins Stocken – die göttliche „Himmelsuhr“ stand still, weshalb nur vage gesagt wird, dass der Tag „ungefähr“ doppelt so lang dauerte.
Gott hat auf Josuas Wort hin gehandelt.
Wenn Gott die Wahrheit ist und uns in Genesis zeigt, dass die Sonne sich wie ein Uhrwerk bewegt, und wenn Josua an dieses Weltbild geglaubt hat, dann wäre es widersinnig anzunehmen, die Bibel habe hier eine „falsche Vorstellung“. Es ist in sich stimmig, dass Josua der Sonne befiehlt, stillzustehen – nicht der Erde. So „denkt“ die Schrift, und so offenbart sich Gott. In der sichtbaren Schöpfung zeigt sich das Denken Gottes, das die materielle Welt sichtbar macht. Salopp gesagt: wenn du wissen willst was Gott denkt, beobachte in der Schöpfung wie Er es gemacht hat.
b) Der Prophet Jesaja
Im Buch Jesaja finden wir ein weiteres eindrucksvolles Zeugnis. Gott ließ die Sonne rückwärtsgehen:
„Jesaja antwortete: Das ist für dich das Zeichen vom Herrn, dass der Herr dieses Wort, das er gesprochen hat, ausführen wird: Soll der Schatten zehn Stufen weiter abwärts- oder zehn Stufen rückwärtsgehen? Hiskija erwiderte: Für den Schatten ist es ein Leichtes, zehn Stufen weiter abwärtszugehen. Nein, er soll zehn Stufen rückwärtsgehen. Da rief der Prophet Jesaja zum Herrn und dieser ließ den Schatten die zehn Stufen zurückgehen, die er auf den Stufen des Ahas bereits herabgestiegen war.“ (2 Kön 20,9-11)
„Dies ist für dich das Zeichen vom Herrn, dass der Herr dieses Wort, das er gesprochen hat, ausführen wird: Siehe, ich lasse den Schatten, der auf den Stufen des Ahas mit der Sonne bereits hinabgestiegen ist, wieder zehn Stufen hinaufsteigen. Da kehrte die Sonne zehn Stufen zurück, auf den Stufen, die sie bereits hinabgestiegen war.“ (Jes 38,7-8)
Diese Begebenheit wird in 2 Chr 32,31 noch einmal – ein drittes Mal – erwähnt. Ein Zeichen ihrer großen Bedeutung. Wäre es die Erde gewesen, die sich bewegen würde und hätte diese Gott zurückgedreht, hätte man womöglich ein solches Ereignis auf der Erde deutlich spüren können. Eine Richtungsumkehr der Erdbewegung würde gewaltige Kräfte freisetzen. Doch nichts dergleichen wird berichtet. Stattdessen heißt es: „Die Sonne kehrte zehn Stufen zurück.“ Beobachtet und erlebt wurde von Jesaja und Hiskija, dass die Sonne eine ganz andere Bewegung als normalerweise vollzog. Alles auf der Erde blieb ruhig, aber der Schatten bewegte sich anders aufgrund der sich ändernden Sonneneinstrahlung.
c) Das Buch der Psalmen
In zahlreichen Psalmen wird dieses Weltbild besungen:
„Dort [am Himmel] hat er der Sonne ein Zelt gebaut. Sie tritt aus ihrem Gemach hervor wie ein Bräutigam; sie frohlockt wie ein Held, und läuft ihre Bahn. Am einen Ende des Himmels geht sie auf und läuft bis ans andere Ende; nichts kann sich vor ihrer Glut verbergen.“ (Ps 19,5-7)
„Du machst den Mond zum Maß für die Zeiten, die Sonne weiß, wann sie untergeht.“ (Ps 104,19)
„Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang sei gelobt der Name des Herrn.“ (Ps 113,3)
„Ja, der Erdkreis ist fest gegründet, nie wird er wanken.“ (Ps 93,1)
„Fest ist der Erdkreis gegründet, er wird nicht wanken.“ Ps (96,10)
„Mag wanken die Erde mit all ihren Bewohnern, ich selber habe ihre Säulen fest gegründet.“ (Ps 75,4)
„Du hast die Erde auf Pfeiler gegründet, in alle Ewigkeit wird sie nicht wanken.“ (Ps 75,4)
Die Psalmen sind das Gebetbuch der Heiligen Schrift und gerade im Gebet stehen wir Menschen unmittelbar vor Gott, der die Wahrheit in Person ist. Wie könnten wir ehrlich sagen, dass die Sonne auf- und untergeht, wenn dies in Wirklichkeit gar nicht so ist? Wäre es nicht ein Anliegen Gottes uns die Wahrheit zu offenbaren, damit wir im Geist und in der Wahrheit beten können? Aber genau das ist das Anliegen der Heiligen Schrift! Und die Wahrheit sollte mit unserer Empfindung übereinstimmen. Nicht weil Menschen es empfinden, hat Gott gesagt, es soll aufgeschrieben werden. Nein, Gott offenbarte, warum wir es so empfinden. Die Bibel, inspiriert vom Geist Gottes, kann sich nicht irren, wenn ihr Urheber die Wahrheit Gottes selbst ist.
d) Der Sohn Gottes – Jesus Christus
Auch Jesus, der Sohn Gottes, betete die Psalmen – sogar bis zu Seinem letzten Atemzug am Kreuz (vgl. Mt 27,46) und hat sie nie korrigiert, oder in Frage gestellt. Über Ihn sagt die Schrift:
„Denn in Ihm [Jesus] wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, … alles ist durch Ihn und auf Ihn hin erschaffen. Er ist vor aller Schöpfung“… (Kol 1,16-17)
Wie könnte also der, durch den alles geschaffen wurde, irren, wenn Er so betete, wie es die Schrift lehrt? Die Bibel ist eine Einheit und Jesus kam, um sie zu bestätigen, nicht zu ändern! Wie er selber über künftiges sagte und das biblische Weltbild noch verstärkte:
„Die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels erschüttert werden.“ (Mt 24,29)
Der Sohn Gottes sieht die Sterne am Himmelsgewölbe befestigt, und sie fallen auf die Erde herab. Das bedeutet: Sie befinden sich oberhalb der Erde, die in der Mitte von allem steht. Wer räumlich denkt erkennt: Die Erde ist dann das Zentrum und der Himmel mit dem Weltall ist der umfassende äußere Bereich der Schöpfung Gottes, wie es Genesis 1 darstellt.
e) Das letzte Buch der Bibel – die Offenbarung des Johannes
In der Offenbarung des Apostels Johannes finden wir den abschließenden Blick Gottes auf Seine Schöpfung und ihre Vollendung. Dort steht geschrieben, dass die kommende Welt keine Sonne mehr braucht, weil Gott selbst über ihr leuchten wird. Am Ende der Zeit werden alle, die zu Gott gehören, vom Himmel herabkommen – von oben, aus dem göttlichen Bereich der Himmel:
Gott „zeigte mir die Heilige Stadt Jerusalem, wie sie von Gott her aus dem Himmel herabkam … Die Stadt braucht weder Sonne noch Mond, die ihr leuchten. Denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie“ (Offb 21, 10.23).
Das biblische Weltbild wird hier wieder erkennbar: Über dem gesamten Weltall, jenseits der Wasser über dem Himmel, befindet sich Gott, der alles umschließt. Dort hinauf gehen die Seelen der Verstorbenen in den Himmel ein – in das neue Jerusalem, die Heilige Stadt, die dann am Ende der Welt von dort oben herabkommen wird – sichtbar angeführt vom Herrn Jesus, der schon einmal bei der Himmelfahrt auf den Wolken dorthin hinauffuhr.
Wenn dann also die Sterne herabgefallen sind und die Sonne sich verfinsterte (Vgl. Mt 24, 29), wird vom dunklen Himmel Gottes Licht und Herrlichkeit mit den Heiligen und Engeln auf die Erde hereinbrechen und die Erde neu geschaffen. Dann beginnt das ewige Leben mit der Auferstehung des Fleisches und jede Seele wird wieder mit dem ihrem Leib vereinigt. Die einen zum Gericht, die anderen zum ewigen Leben.
So wie heute jeder Mensch von jedem Punkt der Erde aus zum Himmel blicken kann, so wird dann jeder Gott schauen können, wo immer er ist. Doch jene, die Gott auf ewig nicht schauen wollen, werden nur den Platz unterhalb der Erde haben, um sich vor Gott weiterhin zu verstecken. Darum hat das traditionelle biblische Weltbild von Himmel (oben), Erde (in der Mitte) und Hölle (unten) einen tiefen geistlichen Sinn, der sich sichtbar in der Schöpfung manifestiert, da die sichtbare Schöpfung nach diesem geistlichen Prinzip gestaltet ist. Das bestätigt der Herr im Evangelium, wenn Er spricht:
„Dann wird man zu den Bergen sagen: Fallt auf uns!, und zu den Hügeln: Deckt uns zu!“ (Lk 23, 30)
Biblisch betrachtet gibt es kein heliozentrisches Weltbild. Das biblische Weltbild beschreibt konsequent eine Wirklichkeit, die mit der Empfindung der Menschheit übereinstimmt, in der die Erde im Mittelpunkt der Schöpfungsordnung steht. Die Bibel beansprucht aber nicht ein naturwissenschaftliches Buch zu sein, weshalb sich darin keine Aussagen über physikalische Gestze, Messergebnisse oder Beweise finden. Sie ist und bleibt einzig und allein das Zeugnis Gottes mit uns Menschen und will den wahren Glauben über unsere Welt lehren. Das heliozentrische Weltbild hingegen ist eine gedankliche und theoretische Idee, die sich nicht im Wort Gottes finden lässt und auch nicht auf Ihm gründet.
2. Die Entwicklung der Kirchlichen Lehre
Nach der Auferstehung Christi und im Aufbau der Kirche waren sich die Apostel, Kirchenväter, Päpste und Heilige im Weltbild einig. Ein Blick in die Anfänge der Kirche durch die Schriften einiger Kirchenväter zeigt uns, dass diese Lehre nicht nur in der Bibel einheitlich und konsequent bezeugt ist, sondern auch in den Jahrhunderten von der Kirche bewahrt, gelehrt und verteidigt wurde.
a) Der heilige Athanasius von Alexandrien
In seiner Schrift „Gegen die Heiden“ beschreibt der heilige Athanasius, wie die gesamte Natur in wechselseitiger Abhängigkeit wirkt:
„Wenn man nämlich die einzelnen Teile der Schöpfung für sich nimmt und jeden einzeln betrachtet, z. B. die Sonne für sich allein und den Mond besonders, dann wieder die Erde und die Luft, die Wärme und die Kälte, die Trockenheit und Feuchtigkeit aus ihrer wechselseitigen Verbindung gelöst, jedes für sich nimmt und gesondert betrachtet, so wird man finden, daß gar nichts sich selbst genügt, vielmehr alles der gegenseitigen Ergänzung bedarf und sich nur durch gegenseitigen Beistand erhält. Die Sonne bewegt sich im Kreis mit dem ganzen Himmel und wird von ihm umschlossen, und sie könnte nie außerhalb seines Kreises bestehen. Der Mond und die übrigen Gestirne bezeugen ihre Abhängigkeit von der Sonne. Die Erde wieder läßt ohne Regengüsse keine Früchte hervorsprossen; die Regen aber fielen nicht nieder ohne Vermittlung der Wolken; aber auch die Wolken könnten ohne die Luft für sich allein nicht erscheinen noch je bestehen. Ebenso erhält auch die Luft nicht aus sich selbst, sondern vom Äther die Wärme und leuchtet von der Sonne durchglüht.“ (Athanasius, Contra Gentiles Nr. 27)
Athanasius legt dar, dass sich die Sonne mit dem Himmel um die Erde bewegt und dass Mond und Sterne von der Bewegung der Sonne abhängen. Weiter schreibt er:
„Wer sähe denn den Kreis des Himmels, den Lauf der Sonne und des Mondes, die Stellungen und Bahnen der übrigen Gestirne, die zwar entgegengesetzt und verschieden sind, aber bei aller Divergenz die einheitliche Ordnung bewahren, ohne bei sich selbst zu bedenken, daß sie sich nicht selbst lenken, sondern ein anderer es ist, der sie ordnet und leitet, ihr Schöpfer? Und wer bei Tag die Sonne aufgehen und bei Nacht den Mond scheinen und ihn in ganz bestimmten Perioden von Tagen ununterbrochen ab- und zunehmen sieht, wer sieht, wie die einen Sterne sich hin- und herbewegen und verschiedentlich ihren Lauf ändern, die anderen ohne Abirrung ihre Bewegung beibehalten, sollte der nicht auf den Gedanken kommen, daß es einen Schöpfer geben muß, der sie lenkt?“ (Athanasius, Contra Gentiles, Nr. 38)
Für Athanasius ist klar: Die Gestirne bewegen sich – nicht die Erde. Seine Beschreibung der Ordnung des Himmels entspricht in erstaunlicher Weise dem, was Jahrhunderte später Tycho Brahe im 16. Jahrhundert in seinem Modell wissenschaftlich erklären versuchte und das heute im Neo-Tychonischen Modell weiter aktualisiert und keineswegs unwissenschaftlich ist. Genauso beschreibt dieses Modell die Heilige Hildegard.
b) Der heilige Augustinus von Hippo
Augustinus, einer der größten Lehrer der Kirche, spricht mehrfach davon, dass die Sonne sich um die Erde bewegt. So erklärt er über König Salomo, den Verfasser des Buches Kohelet:
„Allein Salomon spricht hier entweder, im unmittelbaren Anschluß an das Vorangehende, von den gehenden und kommenden Geschlechtern, von den Umläufen der Sonne, von dem Strömen der Gewässer; oder überhaupt von den Arten aller entstehenden und vergehenden Dinge.“ (Augustinus, De Civitate Die, Buch XII, Kap. 13)
Weiter kommentiert Augustinus die Begebenheiten des Buches Josua und die des Propheten Jesaja:
„Was wäre so genau geordnet vom Urheber der Natur des Himmels und der Erde wie der regelmäßige Lauf der Gestirne? Was ist durch so unabänderliche und unumstößliche Gesetze festgelegt? Und dennoch hat der durch Größe und Glanz bekannteste unter den Sternen seine Farbe, Größe, Gestalt und Ordnung und Gesetz seiner Bahn geändert in dem Augenblick, da der es wollte, der seine Schöpfung mit höchster Herrschgewalt und Macht leitet. Sicher hat Gott damals die Regeln der Astronomen umgestürzt, da es deren schon gab, jene Regeln, die sie mit vermeintlich unfehlbarer Berechnung aufstellen über die Bewegung der Gestirne in Vergangenheit und Zukunft und nach denen sie sich zu behaupten getrauten, daß sich ein solcher Vorgang am Abendstern weder vorher noch nachher zugetragen habe. Wir lesen in den göttlichen Schriften, daß sogar die Sonne stillstand, als der heilige Mann Gottes Josua, der Sohn Nuns, dies vom Herrn erbat, bis er die begonnene Schlacht siegreich zu Ende geführt hatte; ja daß sie sogar rückwärts ging, dem König Hiskija zum bestätigenden Wunderzeichen, daß die von Gott versprochenen fünfzehn Jahre seinem Lebensalter zugerechnet würden.“ (Augustinus, Civitate Dei, Buch XXI, Kap 8)
Auch für Augustinus bewegen sich die Gestirne nach göttlicher Ordnung – und dass Gott selbst, als Schöpfer und Herr über alle Naturgesetze, diese Bewegung jederzeit anhalten oder umkehren kann, wie es die Bibel berichtet.
c) Der heilige Basilius von Cäsarea
Der heilige Basilius schließt sich sogar den Naturforschern seiner Zeit an, die aufgrund ihrer Überlegungen und Beobachtungen festhielten, dass die Erde unbeweglich im Mittelpunkt des Weltalls ruhe:
„Auch einige Erforscher der Natur legten mit wortgewaltiger Sprache dar, dass die Erde unbeweglich sei, und zwar aus vernünftigen Gründen. … Den Mittelpunkt bilde die Erde aber nicht etwa von ungefähr oder aus Zufall, vielmehr sei diese ihre Stellung im Mittelpunkt des Universums die natürliche und notwendige. … Wundere dich also nicht, wenn die Erde als natürlicher Mittelpunkt nach keiner Seite hin ausweicht. Sie muß doch absolut notwendig an ihrer Stelle verbleiben, außer eine Einwirkung zur Bewegung gegen ihre Natur findet statt. Sollte dir diese Sichtweise annehmbar klingen, so gelte dein Staunen der Weisheit Gottes, die dies so angeordnet hat. Das Staunen ob so großer Dinge wird ja nicht abgeschwächt, wenn man die Art und Weise ergründet, wie etwas Staunenswertes zustande kommt. Verhält es sich hier anders? Die Einfalt des Glaubens soll aber stärker sein als jeder Vernunftbeweis.“ (Basilius, Erste Predigt zum Sechstagewerk Nr.10)
Hier wird deutlich, dass (wie bei Basilius) die Kirchenväter, trotz aller Forscher, den Glauben an das Zeugnis der Heiligen Schrift höher werten als jede menschliche Überlegung.
Warum so viele Kirchenvätern überhaupt darüber schrieben liegt daran, dass gerade in der Antike ein heliozentristisches Weltbild verbreitet war. Sie nahmen immer das Zeugnis der Heiligen Schrift als gewichtiger.
d) Die heilige Hildegard von Bingen
Die Kirchenlehrerin Hildegard von Bingen empfing zu Beginn des zweiten Jahrtausends bedeutende Offenbarungen über die Schöpfung. Sie sah die unbewegliche Erde als Zentrum des Weltalls und die Gestirne in geordnetem Umlauf um sie. Von ihren Erfahrungen schreibt sie:
„Denn vom ersten Aufgang des Ostens, wo die Sonne aufgeht, … bis zum äußersten Untergang im Westen, … biegt sich die Linie, nämlich die Sonnenbahn … [die Erde aber,] die in der Mitte der übrigen Elemente steht … Mitten im Bau der Welt steht der Mensch … an den vier Seiten des Weltalls sind die vier Hauptwinde … mit den Winden hält Er [Gott] es [das Weltall] in beständigen Umlauf [um die Erde].“ (Hilgedard, Liber Divinorum Operum, 2. visio 11.13.15-16; 4.visio 3)
„Das Firmament dreht sich mit Geschwindigkeit und die Sonne läuft ihm mit den übrigen Planeten in umgekehrter Richtung langsam entgegen“. (H.S. 24, zit. nach Helmut Posch, Das neue Weltbild S.122)
Wie Helmut Posch es zusammenfasst, zeigen ihre Schriften, dass Hildegard göttliche Einsichten über die Ordnung des Kosmos empfing. Sie erklärte, dass Sonne und Planeten in entgegengesetzter Richtung zum Firmament laufen, wie das schon der Heilige Athanasius darlegte, mit der neuen Einsicht, dass damit das Weltall in seiner Stabilität erhalten bleibt und es nicht durch die Kräfte der Rotation zerbricht. (Vgl. Posch, Weltbild, S. 104–106)
e) Der Heilige Thomas von Aquin
Einer der bedeutensten Kirchenlehrer für die ganze weitere Entwicklung der Kirche war der Dominikaner Thomas von Aquin. In seiner Summa theologiae beschreibt er, dass die Erde der Mittelpunkt ist, um den sich der Himmel in seinen verschiedenen Bereichen dreht:
„Die Erde steht zum Himmel in demselben Verhältnis wie der Mittelpunkt eines Kreises zu seinem Umfang. Aber so wie ein Mittelpunkt viele Umfänge haben kann, so kann es, obwohl es nur eine Erde gibt, viele Himmel geben.“ (ST I, Q.68, A.4)
...„am vierten Tag der Schöpfung, wurden die Lichter erschaffen, um den Himmel mit ihren Bewegungen zu schmücken“. (ST I, Q.70, A.1)
„Und dieser Himmel, der nun einer natürlichen gleichbleibenden Bewegung folgt, wurde anfangs von Gott selbst bewegt:
„Die Bewegungen der Himmelskörper sind natürlich, nicht aufgrund ihres aktiven Prinzips [dass sie sich selbst in ihrer Bewegung antreiben würden], sondern aufgrund ihres passiven Prinzips, das heißt aufgrund ihrer naturhaften Funktion bewegt zu werden und zwar vom vom Intelligenten Beweger.“ (ST I, Q.70, A.3)
f) Das Konzil von Trient
Das Konzil von Trient bekräftigte in seinem Katechismus die göttliche Ordnung der Schöpfung:
„Unter dem Ausdruck Himmel und Erde ist alles zu verstehen, was Himmel und Erde umfasst. Außer dem Himmel, … schuf Er die leuchtende Sonne, den Mond und die anderen herrlichen Sterne. Und auf dass sie „zu Zeichen seien und zu Zeiten und zu Tagen und zu Jahren“ (Gen 1,14), ordnete Er die Himmelsbahnen zu solch sicherem festen Lauf, dass man nirgends größere Beweglichkeit sehen kann als bei der Gestirne ununterbrochenen Umlauf und doch zugleich nirgends größere Zuverlässigkeit als in diesen ihren Bewegungen.“ (Katechismus Trient 2. Kap, Punkt 16)
Auch hier wieder lehrt die Kirche, dass die Gestirne in geordnetem Umlauf um die Erde sich bewegen. Nach eineinhalb Jahrtausenden blieb dieses Weltbild immer noch die Lehre der Kirche – selbst zu einer Zeit, in der Nikolaus Kopernikus das heliozentrische Weltbild erneut aufgriff. Die Kirche verteidigte immer diese Sichtweise, gegen alle weltlichen Einflüsse und Ideen von Menschen, da sie Gott mehr gehorcht als den Menschen.
g) Der Fall Galileo Galilei
Mit Galileo Galilei erreichte die Auseinandersetzung um das Weltbild einen entscheidenden Höhepunkt. Galilei vertrat das heliozentrische Weltbild und meinte, diese Sicht lasse sich mit der Bibel vereinbaren. Dies war neu: die Bibel anders zu interpretieren, als es bisher die Kirche immer tat. Der heilige Kardinal Robert Bellarmin wurde kirchlich beauftragt, Galileo die Irrtümer seiner Bibelauslegung aufzuzeigen und diese zurückzunehmen, bevor die Kirche ein Machtwort sprechen müsse. Da Galileo an seiner Meinung festhielt, kam es 1633 zum kirchlichen Prozess. Das Anliegen der Kirche war dabei keineswegs die wissenschaftliche Forschung zu verurteilen, sondern die Wahrheit der göttlichen Offenbarung zu bewahren und zu verteidigen. In der Anklageschrift hieß es:
„Du, Galileo, Sohn des verstorbenen Vincenzo Galilei, Florentiner, siebzig Jahre alt, wurdest im Jahr 1615 vor diesem Heiligen Offizium angeklagt, weil du die falsche Lehre, die von einigen vertreten wird, als wahr angesehen hast, dass nämlich die Sonne der Mittelpunkt der Welt und unbeweglich sei und dass sich die Erde bewege, und zwar mit einer täglichen Bewegung; weil du Schüler hattest, denen du dieselbe Lehre vermittelt hast; weil du mit bestimmten Mathematikern aus Deutschland darüber korrespondiert hast; weil du bestimmte Briefe mit dem Titel „Über die Sonnenflecken” gedruckt hast, in denen du dieselbe Lehre als wahr dargelegt hast; und weil du auf die Einwände aus der Heiligen Schrift, die von Zeit zu Zeit dagegen vorgebracht wurden, geantwortet hast, indem du die genannten Schriftstellen nach deiner eigenen Meinung auslegst: und da daraufhin die Kopie eines Dokuments in Form eines Briefes vorgelegt wurde, der angeblich von dir an einen ehemaligen Schüler geschrieben wurde und in dem verschiedene Thesen dargelegt werden, die der Position von Kopernikus folgen und im Widerspruch zum wahren Sinn und zur Autorität der Heiligen Schrift stehen.“ (Favaro, Antonio, Galileo e l’Inquisizione, Documenti de Processo Galileiano…per la prima volta integralmente pubicati, Florence, 1907, S. 143)
Die Kirche verurteilte also nicht die Forschung, sondern eine Irrlehre, die dem Wort Gottes und Seiner Lehre widersprach.
Galilei widerrief zwar seine Ansicht unter kirchlichem Zwang, doch es gibt heute Indizien, dass er sich gegen Ende seines Lebens freiwillig bekehrte und das geozentrische Weltbild annahm. (Vgl. Robert Sungenis, Galileo Was Wrong, the Church Was Right, Band 3)
Nach dem Fall Galileos hielten die Heiligen weiter am biblischen Weltbild fest. So schrieb beispielsweise der heilige Kirchenlehrer Alfons von Liguori:
„Lasst uns die Sonne beobachten mit welch großer Geschwindigkeit sie um die Erde geht und niemals ihre Bahn ändert.“ (Alfons v. Liguori, Die Wahrheit des Glaubens, Kap III)
h) Eine moderne Wende in unseren Zeiten?
Manche glauben, dass sich mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil oder späteren Päpsten – etwa Paul VI. oder Johannes Paul II. – die kirchliche Lehre geändert habe. Das ist jedoch nicht der Fall. Bis heute existiert kein einziges kirchliches Dokument das uns auffordert an eine feststehenden Sonne zu glauben. Erneuert wurde in jüngster Zeit lediglich das Verhältnis von Glaube und Wissenschaft - nicht die Glaubenslehre selbst.
Leider neigen viele moderne Theologen dazu Teile der Heiligen Schrift, die sie für das Seelenheil als „nicht wesentlich“ erachten, als fehlerhaft oder symbolisch abzutun. Doch wer entscheidet welche Teile für das Seelenheil wesentlich sind? Hat nicht Gott die gesamte Heilige Schrift zum Heil gegeben? Die Kirche verkündet auch heute noch, beispielsweise im aktuellen Katechismus von 1997, dass die Bibel „sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehrt“ (KKK 107) – ohne Zufügung von Ausnahmen, oder Fußnoten!
„Katholisch ist das, was immer, überall und von allen geglaubt wurde.“,
so erklärt es Vinzenz von Lerins. Nur eine unveränderliche Wahrheit kann Anspruch auf Gültigkeit erheben, weil sich Gott nicht selbst widerspricht, indem Er zu den einen Menschen das spricht und zu anderen was anderes. Gott ist immer derselbe.
Ein einfaches Beispiel mag dies verdeutlichen: Wenn Mose, Jesaja, Maria, Augustinus, Hildegard, Thomas von Aquin, Robert Bellarmin und Alfons von Liguori heute unter uns wären, dann würde die Wahrheit sichtbar werden in dem, was sie alle gemeinsam glaubten aus verschiedenen Sprachen, Zeiten und Gegenden. Und sie glaubten, dass die Erde feststeht und der Himmel sich mit seinen Gestirnen bewegt. Dieser Glaube war und ist jene Lehre, die „immer, überall und von allen“ verkündet wurde – also die katholische Lehre.
Unsere Zeit ist geprägt von einem Glauben, dass moderne wissenschaftliche Erkenntnisse über Weltbilder erhaben sind. Doch diese Haltung birgt die Gefahr des geistigen Hochmuts. Statt vorschnell ein „altes Weltbild“ zu verwerfen, sollten wir prüfen, ob moderne Theorien wirklich besser, oder bewiesen sind – oder nur so scheinen, was sich im nächsten Kapitel zeigen wird.
i) Die heutige Gebetspraxis der Kirche
Auch heute betet die Kirche in einem ganz bestimmten Weltbild. Im heutigen Stundengebet der Kirche zeigt sich noch immer dieselbe einheitliche katholische Gebetsweise:
… „Du [Gott] schufst am vierten Schöpfungstag, der Sonne goldnes Flammenrad, du gabst dem Monde sein Gesetz, den Sternen wiesest du die Bahn. Und wie die Sonne steigt und sinkt, so wird es Tag, so wird es Nacht; und Mond und Sterne machen kund, den Wechsel und das Maß der Zeit.“ (Hymnus der Vesper vom Mittwoch der 3. Woche im Jahreskreis, S.514 )
… „Ihn [Jesus], der Himmel und Erde erhält im Wandel der Zeiten, dessen Walten das All umfasst mit ewigem Kreise“ … (Hymnus der Lesehore von Marienfesten, S. 1027)
… „Die Sonne eilt dem Westen zu, auf ihrer vorbestimmten Bahn, rasch senkt der Abend sich herab und hüllt die Weltin Dunkelheit.“ … (Hymnus der Vesper vom Dienstag der 2. Woche im Jahreskreis, S. 368)
Auch in vielen weiteren Stellen besingen in den heutigen Gebeten die Priester, Ordensleute und viele Gläubige die Bewegung der Himmelskörper und nicht die Drehung oder Bewegung der Erde. Würde sich an der Lehre der Kirche etwas geändert haben, würden wir heute andere Gebete verwenden. Denn nach dem Grundsatz „lex orandi – lex credendi“ beten wir so, wie wir glauben.
Kardinal Joseph Ratzinger, als Präfekt der Glaubenskongregation, hat sich öffentlich zu diesem Weltbild geäußert und zum Fall Galileo seine Meinung kundgetan:
„Zur Zeit Galileos blieb die Kirche der Vernunft viel treuer als Galileo selbst. Der Prozess gegen Galileo war wohl begründet und gerecht.“ (Aus eine Rede in Parma, Italien, von 15.3.1990, in: Il Sabato, 31.3.1990, S.80ff.)
3. Die vermeintlichen wissenschaftlichen Fakten
a) Das Verhältnis der Kirche zu den Wissenschaften
Papst Leo XIII. stellte in seiner Enzyklika Providentissimus Deus im 18. Kapitel klar, dass wahre Theologie und wahre Naturwissenschaft niemals im Widerspruch zueinander stehen können:
„Zweitens müssen wir uns gegen diejenigen wehren, die die Naturwissenschaften missbrauchen, um die Heilige Schrift pingelig genau untersuchen, um den Verfassern Fehler nachzuweisen und dies zum Anlass zu nehmen, seinen Inhalt unglaubwürdig zu machen.... Daher ist für den Lehrer der Heilige Schrift die Kenntnis der Naturwissenschaften eine große Hilfe, um solche Angriffe auf die Heilige Schrift zu erkennen und zu widerlegen. Es kann in der Tat niemals eine wirkliche Diskrepanz zwischen dem Theologen und dem Physiker geben, solange sich jeder auf sein eigenes Fachgebiet beschränkt und beide darauf achten, wie der heilige Augustinus uns mahnt, „keine voreiligen Behauptungen aufzustellen oder Unbekanntes als bekannt darzustellen”. Sollte es dennoch zu Uneinigkeit zwischen ihnen kommen, gilt für den Theologen die ebenfalls vom heiligen Augustinus aufgestellte Regel: „Was auch immer sie wirklich als wahr über die physikalische Natur nachweisen können, müssen wir als mit unseren Schriften vereinbar darstellen; und was auch immer sie in ihren Abhandlungen behaupten, das unseren Schriften, also dem katholischen Glauben, widerspricht, müssen wir entweder so gut wie möglich als völlig falsch beweisen oder jedenfalls ohne das geringste Zögern als falsch annehmen.“
Papst Leo XIII. betonte damit zwei zentrale Prinzipien:
Vorsicht vor voreiligen Behauptungen: Jede naturwissenschaftliche Aussage muss geprüft werden, ob sie tatsächlich nachgewiesen ist, oder nur eine Theorie bildet.
Vorrang des Glaubens: Wenn scheinbare Widersprüche zwischen Glaube und Naturwissenschaft auftreten, muss der Fehler gesucht werden.
Beide Punkte sind bis heute aktuell gültig. Auch Papst Johannes Paul II. erinnerte 1996 in seiner Ansprache an die Päpstliche Akademie der Wissenschaften daran:
„Wenn es auf den ersten Blick so aussieht, als ob es Widersprüche [zwischen Wissenschaft und Glaube] gäbe, in welche Richtung müssen wir dann gehen, um sie aufzulösen? Wir wissen ja, dass die Wahrheit der Wahrheit nicht widersprechen kann.“ (Johannes Paul II: Ansprache an die Akademie der Wissenschaften, 22. Oktober 1996)
Für den Papst ist klar: Widersprüche muss man auflösen. Doch in welche Richtung? Er gibt dazu eine klare Antwort:
„Um die historische Wahrheit besser zu klären, sind außerdem Ihre Forschungen über die Beziehungen der Kirche zur Wissenschaft zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert von großer Bedeutung.“ (Johannes Paul II: Ansprache an die Akademie der Wissenschaften, 22. Oktober 1996)
Bedeutung misst der Papst dem 16. Jahrhundert zu, was die Frage des Weltbildes betrift. Jene Zeit in der die Kirche von der Wissenschaft abgelehnt wurde. Aber zu dieser Zeit gab es keine Messergebnisse, oder Fakten. Es waren Beobachtungen zu denen Modelle und Theorien entwickelt wurden. Und die Kirche hat keinen Auftrag Theorien, sondern Wahrheit zu vermitteln. Als Hüterin ist und war sie verpflichtet Gottes Wort zu verkünden, das immer das geozentrischen Modell ist.
Die Päpste sprechen stets von gesichertem Wissen, nicht von Theorien. Wo sich vermeintlich wissenschaftliche Aussagen dem Glauben widersprechen, muss geprüft werden, welche Seite auf überprüfbaren Fakten beruht. Jeder Forscher soll sich in Demut auf sein Fachgebiet beschränken und nicht Theorien zu Beweisen erheben. Jedoch, so Johannes Paul II, sollen diese Fachgebiete miteinander in Verbindung stehen:
„Als ich die Teilnehmer der Vollversammlung Ihrer Akademie am 31. Oktober 1992 empfing, hatte ich die Gelegenheit, im Zusammenhang mit Galilei auf die Notwendigkeit einer strengen Hermeneutik hinzuweisen, die für die richtige Auslegung des inspirierten Wortes erforderlich ist. Der eigentliche Sinn der Heiligen Schrift muss genau definiert werden, wobei induzierte Interpretationen, die sie zu etwas machen, was sie nicht sagen soll, verworfen werden müssen. Um den Bereich ihres Studiengegenstandes gut abzugrenzen, müssen sich der Exeget und der Theologe über die Ergebnisse, zu denen die Naturwissenschaften führen, auf dem Laufenden halten“ (Johannes Paul II: Ansprache an die Akademie der Wissenschaften, 22. Oktober 1996)
Da die Bibel keine naturwissenschatlichen Ergebnisse präsentiert (Sinn ist das Wort Gottes zu überliefern), kann sie auch nicht zu einem naturwissenschaftlichen Lehrbuch zählen und mit der Naturwissenschaft in Konkurenz treten. Ein Weltbild, auf das auch jedes naturwissenschaftliche Ergebnis zurückgreift, ist nicht Frucht der Messung, sondern geht ihr voraus.
Der Papst sagt treffend, dass „Ergebnisse, zu denen die Naturwissenschaften führen“ nicht die Ergebnisse der Naturwissenschaft SIND. Weil die Naturwissenschaft ebenso zu anderen Ergebnissen führen kann, muss geprüft werden, welches Weltbild besser passt.
Treten Widersprüche in Ergebnissen gegenüber der Bibel auf, müssen sie aufgelöst werden, was heute unterlassen wird. Es kann nicht sein, dass ein Widerspruch mit einer neuen unbewiesenen Theorie wegerklärt wird. Manche Naturwissenschaftler präsentieren ihre Interpretationen als absolute Wahrheiten. Nicht selten unterstellen sie der Bibel Fehler, behaupten aber selbst, dass ihre Theorien fehlerlos seien. Tritt durch ein neues Messergebnis ein neuer Widerspruch zu ihren Theorien auf, erfinden sie wieder neue Theorie, die den Widerspruch wegerklärt usw. Darin liegt eine Grenzüberschreitung der Naturwissenschaft, wenn Interpretationen nicht hinterfragt werden dürfen.
Die Bibel ist kein Buch das von natürlichen Vorgängen in der Schöpfung berichtet, sondern von Gott, der in Seinem Werk Wunder tut, die nicht rational erklärbar sind. Somit treten unweigerlich Widersprüche in Ergebnissen einer nur menschlich natürlichen Erklärung auf,. Sie können niemals auf Basis der naturwissenschaftliche Ebene gelöst werden. Wenn ein physikalisches Ergebnis scheinbar der Heiligen Schrift widerspricht, so muss – wie Papst Leo XIII. schreibt – entweder ein Irrtum im naturwissenschaftlichen Schluss (im Ergebnis und nicht in der Messung!) vorliegen, oder solange die Aussage (des Ergebnisses, nicht der Messung!) als falsch zurückgewiesen werden, bis Klarheit über eine richtige Interpretation herrscht, die mit dem Wort Gottes übereinstimmt.
Naturwissenschaftliche Messungen liefern reine Daten – Zahlenwerte etwa zu Gewicht, Geschwindigkeit, Lichtstärke oder Zeit. Diese Daten sind Fakten - objektive Wahrheiten unserer Realität - doch sie geben selbst geben uns kein Verständnis über die Welt. Um sie zu verstehen, braucht es Modelle, Bezugssysteme und Interpretationsrahmen. Jede Messung setzt bereits einen Glaubenssatz über die Struktur der Welt voraus: etwa, welches Koordinatensystem verwendet wird (inertial, rotierend, erdfest, geozentrisch oder heliozentrisch), welche Effekte vernachlässigt werden und welches Weltbild damit hinter dem Aufbau steht.
Somit ist kein einziges Experiment völlig „wertfrei“ oder neutral. Die Interpretation der Ergebnisse hängt vom gewählten Modell ab. In diesem Vorgang gibt die Kirche ihre Weisung. Weil das Weltbild der Interpretation von Messergebnissen vorausgeht und nicht Resultat daraus ist, kann sie an ihrem Weltbild festhalten. Ein paar Beispiele der Naturwissenschaften sollen das verdeutlichen.
b) Das Michelson-Morley-Experiment (1887)
Albert A. Michelson und Edward W. Morley wollten 1887 die Bewegung der Erde um die Sonne experimentell nachweisen. Sie gingen davon aus, dass sich Licht in einem Medium – dem sogenannten „Äther“ – ausbreitet, der den gesamten Weltraum erfüllt. Aus heutiger Sicht ist das nicht völlig falsch, wie manche behaupten, denn wir wissen, dass sich Licht immer in "etwas" bewegt. Das wird heute beispielsweise versucht mit Quantenfeldern zu beschreiben, die den ganzen Raum des Weltalls erfüllen. Dieselbe Wahrheit nur andere Worte. Licht kann sich philosophisch betrachtet nicht im „Nichts“ bewegen, da es sonst aufhört Licht zu sein. Es muss ein „Medium“ geben, das seine Ausbreitung ermöglicht.
In der Versuchsanordnung dieses Experimentes wurde in einem Interferometer der Lichtstrahl auf zwei Arme aufgeteilt: Ein Strahl lief in angenommener Bewegungsrichtung der Erde, der andere senkrecht dazu. Am Schirm, wo sich beide Strahlen wieder trafen, erwarteten die Forscher ein Interferenzmuster, das mit der unterschiedliche Weglänge sichtbar machen sollte, weil die Erde um die Sonne kreise.
Das Ergebnis zum Inteferenzmuster teilte sich auf zwei Vorhersagen:
Verschiebung = Erde bewegt sich (wurde erwartet)
Keine Verschiebung = Erde bewegt sich nicht (wurde nicht erwartet)
Das Ergebnis war: Keine Verschiebung – die Messung ergab praktisch „null“.
Hier sehen wir in physikalischen Messungen den Vorgang: ein Weltbild bestimmt eine Versuchsanordnung, die etwas über dieses Weltbild aussagen soll. Das Messergebnis kann nun die Vorhersage bestätigen, oder widerlegen. In diesem Fall sehen wir, dass die Messung die Vorhersage falsifiziert: eine Bewegung der Erde wurde nicht gemessen.
Nun erfolgte die Interpretation des Messergebnisses, und daran schieden sich die Geister. Manche Stimmen meinten, dass die Versuchsanordnung nicht richtig funktioniere, oder es den "Äther" nicht gäbe, etc. Albert Einstein gebar anhand dieses Experimentes den Grund für seine Relativitätstheorie: die Länge des Interferenzarmes verkürze sich durch die Bewegung der Erde. Die Idee einer Längenkontraktion war geboren. Dafür gab es kein Messergebnis, es war die Interpretation desselben.
Es wäre aber eine gültige Interpretation, dieses Messergebnis in der Versuchsanordnung und Durchführung einfach zu akzeptieren wie es ist. Doch dan lautet die Interpretation: die Erde bewegt sich wirklich nicht.
c) Das Michelson-Gale-Pearson-Experiment (1925)
Im Jahr 1925 wiederholten Michelson, Gale und Pearson das Prinzip des früheren Experiments in anderer Anordnung. Ziel war es diesmal die tägliche Rotation – also die Bewegung zwischen der Erde und den Himmelskörpern – zu messen.
Auch hier gab es dieselbe Vorhersage wie im früheren Experiment
Verschiebung = Rotation findet statt (wurde erwartet)
Keine Verschiebung = keine Rotation (wurde nicht erwartet)
Dieses Messergebnis lieferte nun zur Überraschung aller eine Verschiebung im genau erwarteten Interferenzmuster! Und dieses stimmte exakt mit der bisher angenommenen Rotationsgeschwindigkeit überein!
Damit waren folgende Tatsachen klar:
Die Messmehode mit Versuchsanordnung und Durchführung funktioniert – damit war auch das Experiment von 1887 bekräftigt.
Durch das Interferometer können zuverlässig Bewegungen, oder Stillstände zwischen Erde und Weltraum bestimmt werden.
Das Ergebnis von 1925 lässt sich mit zwei Interpretationen deuten. Entweder dreht sich die Erde – oder das Weltall rotiert um sie. Die Messergebnisse selbst bevorzugen keine dieser beiden Sichtweisen, sondern sagen nur: eines von beiden rotiert. Die Fakten müssen also interpretiert werden, welches System steht und welches rotiert.
d) Der Sagnac-Effekt (1915) und die Lichtgeschwindigkeit
Georges Sagnac führte ein Experiment durch, bei dem Licht im Vakuum auf einer rotierenden Plattform in entgegengesetzte Richtungen geschickt wurde. Das Ergebnis war eine messbare Verschiebung der Interferenzstreifen, weil sich die Laufzeiten der beiden Strahlen unterschieden. Dieser nach ihm benannte Sagnac-Effekt sagt: In rotierenden Systemen ändert sich Lichtgeschwindigkeit und damit das Verhalten von Materie.
Die einen deuten das als „Lichtverzögerung“, die anderen als „Lichtbeschleunigung“. Beide Erklärungen sind wissenschaftlich zulässig. Wiederum bevorzugt das Messergebnis keine Interpretation.
Denkt man im biblischen Weltbild erklärt sich der Effekt durch klassische Physik: Licht verhält sich als Materie wie jedes andere sich bewegende Objekt – wird es beschleunigt, erhöht sich die Geschwindigkeit, wird es verzögert verringert sich die Geschwindigkeit. Es gibt keinen wissenschaftlich zwingenden Grund, warum das bei Licht nicht so sein sollte. Ebenso wenig warum Licht eine Höchstgrenze haben sollte ("Lichtgeschwindigkeit"). Wenn das Universum um die Erde rotiert, muss es in den äußeren Bereichen schneller als "Lichtgeschwindigkeit" sein. Diese Interpretation wird von diesem Messergebnis unterstützt.
Der Sagnac-Effekt ist heute Grundlage vieler moderner Technologien: GPS-Satelliten, Raumsonden und Zeitsysteme müssen ihn berücksichtigen, weil Rotationsgeschwindigkeiten physikalisch messbare Auswirkungen auf die sich bewegende Materie im Weltall haben.
e) Interpretation der drei Experimente und das Problem mit der Relativitätstheorie
Albert Einstein's Interpretation wurde zur einzig maßgeblichen Interpretation in wissenschaftlichen Kreisen, um angesichts der Messdaten von 1887 weiterhin an einer sich bewegenden Erde festhalten zu können. Er gebar nicht nur die theoretische Idee einer Längenkontraktion (wenn beide Lichtstrahlen im Interferometer gleich schnell zurückkehren, müsse – so seine Schlussfolgerung – sich der Arm, der in Bewegungsrichtung der Erde zeigt, verkürzen). Sondern damit postulierte Einstein eine Theorie, dass Licht die neue absolute Größe sei. Er meinte, dass Licht im Vakuum stets eine konstante Geschwindigkeit besitzt. Nicht das Licht passt sich an den Raum an, sondern der Raum an das Licht. Der Raum ist keine fixe Göße mehr, sondern er besäße die Möglichkeit sich auszudehnen oder zusammenzuziehen.
In Wirklichkeit bedeutete das nichts anderes, als den Bezugsrahmen zu verändern: Statt des Raumes und einer fixen Erde erklärte er das Licht selbst zur absoluten Größe im Universum.
Nur weil Lichtgeschwindkeit nicht größer gemessen wurde, ist das aber noch lange kein Beweis, dass sich Licht nicht schneller bewegen kann. Wenn aber nun Licht im Vakuum eindeutig nicht konstant ist, sondern seine Geschwindigkeit in rotierenden Systemen verändert – wie der Sagnac-Effekt zeigte – musste Einstein zu seiner Theorie eine neue Hypothese erfinden um im Rennen bleiben zu können. So wurde aus seiner spezielle Relativitätstheorie die allgemeine Relativitätstheorie entwickelt. Die Vorgangsweise Einsteins' bestätigte dabei die wissenschaftliche Gültigkeit der drei zuvor genannten Experimente.
Mit der allgemeinen Relativitätstheorie – die nur eine Theorie bildet, wie ihr Name sagt – wurde die Vorstellung eines absoluten Bezugssystems aufgegeben. Ihr entsprechend folgt, dass sich Bewegungen grundsätzlich relativ zu gewählten Bezugspunkten beschreiben lassen. Innerhalb dieses Rahmens ist es möglich, die Erde als ruhend oder die Sonne als ruhend zu betrachten – je nach Modellwahl. Siehe da, eine ruhende Erde ist also selbst in der Theorie von Einstein möglich. Nach lauter Ersatztheorien taucht wieder eine fixe Erde auf. Die Entscheidung für ein Modell ist daher nicht durch die Messdaten bestimmt, sondern durch theoretische und praktische Überlegungen motiviert. Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis für ein heliozentrisches Weltbild, es ist nur eine Theorie.
In den vergangenen hundert Jahren wurde trotz Relativitätstheorie, in der beides möglich ist, das heliozentrische Weltbild weiterhin zur allein gültigen Interpretation erklärt. Das geozentische bekam das Label "unwissenschaftlich". Damit aber überschreiten Naturwissenschaftler die Grenzen ihres Fachgebietes und verlassen den Boden objektiver Forschung. Sie führen Denkdogmen ein, die nicht hinterfragt, sondern geglaubt werden müssen. Der wissenschaftliche Mainstream glaubt heute dogmatisch an eine bewegte Erde, was es aber noch lange nicht zu einem nachgewiesenes Faktum macht.
Papst Leo XIII. warnte davor und gebot, dass alle naturwissenschaftlichen Nachweise geprüft werden müssen, wenn sie der Heiligen Schrift widersprechen. Genau diese Prüfung zeigt: Die drei klassischen Experimente liefern keinen Beweis – weder für ein helio- noch für ein geozentrisches Weltbild. Beide Weltbilder lassen sich mit denselben Messergebnissen interpretieren. Doch wer klar denkt sieht in einem eine Schlüssigkeit, die im anderen nicht zu finden ist.
f) Die Rotverschiebung, Edwin Hubble (1929)
Ein weiteres wichtiges Phänomen ist die kosmologische Rotverschiebung: das Licht von Galaxien erscheint verschieden rötlich, weil seine Wellenlänge variiert. Edwin Hubble entdeckte diesen Effekt und bot mehrere mögliche Erklärungen an:
Die Galaxien bewegen sich alle von uns weg – je weiter weg, desto rötlicher.
Durch die langen Strecken verliert das Licht an Energie – je weiter weg, desto rötlicher.
Wenn selbst Hubble verschiedene Deutungen für möglich hielt, stellt sich die Frage, warum heute nur jene als „anerkannt“ gilt, die beschreibt, dass sich der Weltraum ausdehne. Neue Beobachtungen – etwa durch das James-Webb-Teleskop – zeigen Widersprüche zwischen den theoretischen Berechnungen nach Einstein und den tatsächlichen Messungen bei hohen Rotverschiebungen. (Siehe Artikel über den Urknall.) Eine Theorie, die mit den Messdaten nicht übereinstimmt, kann nicht endgültig wahr sein und Forscher streiten sich um neue Interpretation, damit die Theorie Einsteins nicht verworfen werden muss.
Interessanterweise zeigen fast alle beobachtbaren Galaxien eine Rotverschiebung. Diese Tatsache allein kann selbst gedeutet werden, dass die Erde im Zentrum liegen muss, wenn wir alles um uns rotverschoben beobachten. Wären wir nicht im Mittelpunkt, könnten die Galaxien genauso Verschiebungen in den blauen Bereich haben. Auch diese Interpretation ist wissenschaftlich zulässig – sie wird nur selten in Betracht gezogen.
g) Die „Achse des bösen“ (axis of evil, 2005)
Ein weiteres bemerkenswertes Phänomen ist die sogenannte "Achse des bösen"– eine auffällige Struktur in der kosmischen Hintergrundstrahlung (CMB). Diese zeigt eine statistische Unregelmäßigkeit entlang einer Achse, die genau mit der Erdachse übereinstimmt.
Das bedeutet: Das Universum scheint eine bevorzugte Richtung zu besitzen, die mit der Erde korrespondiert. Nach der gängigen heliozentrischen Theorie dürfte es eine solche Achse nicht geben, da der Kosmos nach dem Urknall isotrop – also richtungslos – sein sollte. Wieder stellt sich die Frage wie diese Struktur zu bewerten ist. Die Weltbilder entscheiden... wobei die Namensgebung ein Hinweis darauf ist, wie "böse" diese Achse ist, wenn sie den Zusammenbruch heute geltender Denkmodelle bedeuten könnte.
h) Zusammenfassung
Wir sehen, dass es zu denselben Messungen verschiedene Interpretationen gibt. Messergebnisse sind keine Wahrheit an sich, sondern Versuche werden von Menschen durchgeführt, die verschiedene Ideen und Denkgrundsätze haben. Obwohl es nur ein Messergebnis gibt, gibt es mehrere Deutungen. Damit kann es niemals unwissenschaftlich sein, an einem geozentrischen Weltbild festzuhalten, wenn sich dieses mit messbaren Daten vereinen lässt. Natürlich gibt es bei weitem viel mehr naturwissenschaftliche Messungen in denen ein heliozentrisches Weltbild als bevorzugt dargestellt wird. Aber bei allen kann dasselbe Prinzip angewendet werden. Immer lässt sich aufzeigen, dass die Nachweisbarkeit für das Postulat eines Absolutheitsanspruches nicht gegeben ist. Man kann alle bisher bekannten Daten auch im geozentrischen Weltbild sehr sinnvoll erklären.
4. Unser Denken und Schlussfolgerungen
Je weiter die moderne Naturwissenschaft in den Weltraum vordringt und je präziser ihre Messinstrumente werden, desto mehr Widersprüche und Unstimmigkeiten treten in den heute herrschenden Denkmodellen zutage. Um diese aufrechtzuerhalten zu können, werden immer neue Zusatztheorien geschaffen, die das bestehende System noch plausibel machen sollen. Dadurch entsteht eine Komplexität, die kaum noch jemand vollständig überblicken kann. Vielleicht wäre es an der Zeit, neue Interpretationen der gewonnenen Fakten zuzulassen – einfachere, schlüssigere und in sich stimmigere Erklärungen. Weniger dogmatisch, denn Naturwissenschaft ist doch keine Religion, oder? Doch die Angst, dass sich ein geozentrisches Weltbild als eine passendere Deutung erweisen könnte, sitzt offenbar noch tief.
In der Naturwissenschaft gilt stets:
Daten + Denken = Ergebnis.
Die Daten sind nicht ein Beweis für ein Weltbild, sondern werden durch das Weltbild zu einer Aussage – zu einem Ergebnis. Wir haben das im letzten Kapitel gesehen, dass das Denken über unsere Welt bestimmte Schlussfolgerungen nach sich zieht: Der Befund von Michelson-Morley ist kein Interferenzmuster (Nullbefund). Anhand der beiden Weltbilder lautet die Gleichung:
Nullbefund + stillstehende Erde = stillstehende Erde
Nullbefund + bewegete Erde = Längenkontraktion eines Armes
Hier sehen wir, wie das Denken (Weltbild) das Ergebnis beeinflusst. Das Ergebnis von Einstein, dass sich die Länge verändern müsse, ist kein Faktum des Messergebnisses, sondern die Folge einer Theorie von einer bewegten Erde. Will man das Messergebnis ohne Zusatztheorie akzeptieren, dann bleibt nur als Konsequenz sein Denken (Weltbild) zu verändern, dass die Erde stillsteht. Somit braucht man überhaupt keine Längenveränderung, um zu einem Ergebnis zu kommen. Was passiert aber mit einem Denken, dessen moderne Prinzipien man nicht hinterfragen darf? Es könnte dadurch passieren, dass man die Realität, und damit Gott, Gott ablehnt. Papst Benedikt XVI. hat zum Denken erklärt:
„Hat Gott eigentlich Platz in unserem Denken? Die Methoden unseres Denkens sind so angelegt, daß es ihn eigentlich nicht geben darf. Auch wenn er anzuklopfen scheint an die Tür unseres Denkens, muß er weg-erklärt werden. Das Denken muß, um als ernstlich zu gelten, so angelegt werden, daß die „Hypothese Gott“ überflüssig wird. Es gibt keinen Platz für Ihn. Auch in unserem Fühlen und Wollen ist kein Raum für Ihn da. Wir wollen uns selbst. Wir wollen das Handgreifliche, das faßbare Glück, den Erfolg unserer eigenen Pläne und Absichten. Wir sind mit uns selbst vollgestellt, so daß kein Raum für Gott bleibt.“ (24.12.2012 - https://kath.net/news/86404)
Eine Wissenschaft, die in ihrem Denken und Interpretieren Gott und unser Empfinden bewusst ausschließt, kann letztlich nicht zur Wahrheit führen, wenn Gott die Wahrheit ist. Im Evangelium mahnt uns Jesus, dass aus einem guten Baum, keine schlechte Frucht wächst, wie aus einem schlechten Baum keine gute Frucht wächst. (Vgl. Mt 7,15-20) Das kann auch auf die Naturwissenschaftler zutreffen. Wenn viele Ergebnisse durch ein atheistisches Denken veröffentlicht werden, ist es gut möglich, dass die Frucht der heutigen atheistischen Gesellschaft aus dem Baum eines atheistischen Weltbildes hervorgegangen ist. Aber auf der anderen Seite gibt es Naturwissenschaftler die Gott ins Denken miteinbeziehen und Messergebnisse in Übereinstimmung mit der Realität und Bibel interpretieren. Leider haben diese keine laute Stimme in der Öffentlichtkeit, sodass ihre Ergebnisse kaum bekannt sind. Die Heilige Schrift mahnt uns:
„Du sollst deinen Gott lieben, mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit all deinem Denken und mit aller Kraft.“ (Mk 12,30)
Wenn unser Denken Raum für Gott haben soll – und zwar als göttliches Gebot! –, dann irren jene, die meinen, Wissenschaft müsse neutral und „gottfrei“ betrieben werden, um objektiv zu sein. Eine „gottfreie“ Wissenschaft ist nie neutral, sie schließt eben Gott aus und bewertet, dass jene, die Gott miteinbeziehen, nicht richtige Wissenschaftler sind. Hier sehen wir wie sich diese Seiten nicht vereinen lassen. Entweder werden Menschen mit Gott ausgeschlossen, oder es werden Menschen ohne Gott ausgeschlossen. An Gott scheiden sich auch die Wissenschaftler in ihren Ergebnissen. Jeder muss sich für eine Seite entscheiden.
Am Ende des Tages ist es keine Frage von Fakten oder des Denkens, sondern eine Frage der Macht: Welches Weltbild darf gesellschaftlich gelten – und welches nicht? Die Kirche und ihr Weltbild möchte man wohl nach wie vor aus dem Bereich der Wissenschaft ausschließen. Würde sie gelten, könnte sich zeigen, dass – wie Kardinal Ratzinger sagte – die Kirche im Fall Galilei womöglich verständlicher geurteilt hat als die Wissenschaftler.
Der Moraltheologe Bernhard Häring bringt es in seinem Buch „Das Gesetz Christi“ prägnant auf den Punkt:
„Wie Christus zur Ehre des himmlischen Vaters Menschen untertan sein wollte, so verlangt die Demut von Seinen Jüngern bereitwillige Unterordnung unter jegliche rechtmäßige Autorität, ganz besonders aber unter die Kirche.“ (Bd.3, S.91)
Die Demut fällt vielen schwer. Unter die Autorität des Glaubens und der Kirche zu stellen würde bedeuten, den eigenen Stolz und die eigenen interpretierten Ergebnisse aufzugeben. Wissenschaft ersollten nicht in einer stolzen Haltung verharren, die schon Eva zur Versuchung wurde – dem Drang selbst zu entscheiden, was die Wahrheit ist. Sie sollten nicht von vornherein bestimmen welches Weltbild wahr sei und sich durch erfundene Theorien einen Namen machen wollen (man denke dabei an Babel), die sich von den Messungen unterscheiden. Stattdessen sollten wir alle die Demut Mariens nachahmen, die sich in Vertrauen Gott unterordnete: „Mir geschehe, nach deinem Wort“. Wir sollten uns der Bibel anpassen, nicht die Bibel uns.
Maria ruft uns beispielsweise in den Erscheinungen von Medjugorje auf, zur Quelle der Wahrheit zurückzukehren – zur Heiligen Schrift:
...„Heute lade ich euch ein, daß ihr in euren Häusern jeden Tag die Bibel lest.“...(18.10.1984) ...„Lest die Heilige Schrift, lebt sie und betet, damit ihr die Zeichen dieser Zeit begreifen könnt.“... (25.8.1993) ...„Öffnet eure Herzen und lest die Heilige Schrift, damit auch ihr, durch die Zeugnisse, Gott näher sein werdet.“... (28.1.2018)
Niemals fordert uns die Muttergottes auf, die Schrift wie atheistische Wissenschaftler nach unserer Meinung zu deuten. Sie ruft uns vielmehr dazu, sie glaubend anzunehmen. Denn ohne Glauben führt das Denken ohne Gott in die Irre:
...„Wenn Gott mit euch ist, habt ihr alles, aber wenn ihr Ihn nicht wollt, seid ihr armselig und verloren, und wißt nicht, auf wessen Seite ihr seid.“... (25.12.1991) ...„Er (Jesus) hat euch auf den Weg der Wahrheit geführt … verschließt das Herz nicht vor der Wahrheit … Alles um euch herum ist vergänglich und alles bricht zusammen doch nur die Ehre Gottes bleibt.“... (2.9.2011) ...„Ihr [die ihr zu wenig betet und Gott zu wenig liebt] seid verloren und ihr wisst nicht, was euer Ziel ist.“... (25.2.2016)
5. Resümee
Ein Lied der Beatles aus dem Jahr 1967 fasst für mich die Diskussion über das Weltbild am besten zusammen. Der Refrain von "The Fool on the Hill " lautet:
…„But the fool on the hill sees the sun going down, and the eyes in his head see the world spinning around”…
Was soviel bedeutet wie:
… „Aber nur der Narr auf dem Hügel sieht die Sonne untergehen, und sieht mit den Augen des verkopften Denkens wie die Erde sich dreht.“…
Unser natürliches Empfinden sagt uns: Der Himmel bewegt sich, die Sonne geht auf und unter, die Sterne kreisen um die Erde. Die Wissenschafter denken sich komplizierte Theorien und Modelle aus, damit die Messergebnisse noch irgendwie in ihr Weltbild hineinpassen. Warum trennen wir unser Empfinden von unserem Denken, so wie das nur Narren machen? Eine solche Spaltung ist weder gesund noch gottgewollt. Sie widerspricht der Einheit, die Gott in uns erschaffen hat – der Einheit von Fühlen, Denken und Glauben. Glauben wir dass Gott und unsere Sinne uns täuschen? Hat sich die gesamten Erfahrung der Menschheit geirrt? Sind auf einmal alle Fundamentalisten nur weil sie glauben, was die Mehrheit der Menschheit durch die Zeit von der Bibel geglaubt hat? Ist das gerecht zu denken, dass nur wir endlich die Wahrheit herausgefunden hätten? Hat Gott darauf nur gewartet uns die Wahrheit durch atheistische Wissenschaftler (die Sein Wort ablehnen) zu verkünden?
Lasst uns doch – ohne Zwang, aber mit Vernunft – dem Aufruf Papst Benedikts XVI. folgen und Gott wieder in unser Denken integrieren. Lasst uns mit den Ideologien und Denkdogmen der modernen Zeit brechen und vernünftig werden. Wenn Daten stets innerhalb eines Weltbildes interpretiert werden müssen, hängt das Ergebnis vom vorausgesetzten Denkrahmen ab. Der Glaube bietet einen solchen Rahmen aus objektiver Sichtweise, aus Gottes Außenperspektive. Diese Weltsicht stellt die Fakten in einen Sinnzusammenhang der mehr Sinn macht, ohne sie im geringsten zu leugnen.
Ich hoffe, mit diesen Ausführungen aufgezeigt zu haben, dass die Heilige Schrift ein in sich geschlossenes geozentrisches Weltbild vermittelt – und dass die Kirche stets daran festgehalten hat.
Die naturwissenschaftlichen Messungen selbst liefern kein Weltbild, sondern setzen immer einen bereits vorausgesetzten Bezugsrahmen voraus. Erst innerhalb dieses Rahmens – also innerhalb des Glaubens oder einer bestimmten Weltanschauung – werden die Daten gedeutet. Damit ist jedes naturwissenschaftliches präsentierte Ergebnis letztlich eine Interpretation, kein absoluter Wahrheitsbeweis. Es kann das biblische und kirchliche Weltbild nicht widerlegen, denn ihre Ergebnisse lassen sich im geozentrischen Verständnis stimmig darstellen.
Dass dieser Weg heute kaum beschritten wird, liegt nicht an den Messergebnissen, sondern an einem Denken, das sich von Gott und Seiner Offenbarung losgelöst hat. Hinzu kommen gesellschaftliche und ideologische Machtverhältnisse, die den Einfluss des Glaubens – insbesondere der Kirche – in den Wissenschaften nicht wieder sehen wollen. Doch über die Wahrheit entscheidet am Ende nicht die Macht. Sie ist keine Mehrheitsmeinung, sondern eine göttliche Wirklichkeit, die am Ende alle sehen werden. Darum sollten wir uns nicht nach den Stimmen der Zeit richten, sondern uns zu Demjenigen bekehren, der selbst die Wahrheit ist – zu Gott, der sie offenbart und durch die Heilige Schrift und Kirche bewahrt hat.
Nur wenn wir zu dieser Wahrheit zurückkehren, können wir wieder jene Einheit von Leib, Seele und Geist erlangen, die Gott von Anfang an für uns gewollt hat – und so als Schöpfung leben, die Ihn in Ordnung, Wahrheit und Liebe widerspiegelt und anderen weitergeben, die Ihn noch nicht kennen.
(*Für Informationen zum Autor dieses Artikels siehe das Impressum.)