Heilige und das Fest Allerheiligen
- Andreas Stipsits
- 1. Nov. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Dez. 2024
"Seit der Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Apostel am Pfingsttag verkündeten sie, was Jesus ihnen aufgetragen hatte: Sie zogen hinaus in alle Welt, bezeugten Leiden, Sterben und Auferstehung Jesu Christi, bekannten ihren Glauben, tauften Juden und Heiden auf die Allerheiligste Dreifaltigkeit, predigten den Menschen, heilten und trieben Dämonen aus, feierten das Geheimnis des Glaubens (die Hl. Messe) so wie Jesus es ihnen vorgezeigt und aufgetragen hatte und sprachen die Menschen von ihren Sünden los ... Unerschrocken taten sie, was Jesus ihnen aufgetragen hatte, um Seelen zu retten. Fast alle Apostel starben den Märtyrertod und bald ging es vielen so, die für ihren Glauben mit ihrem Leben einstanden. Wir nennen sie Märtyrer, das bedeutet „Zeugen“.
Das Christentum breitete sich aus und bald gab es in allen Ländern Menschen voller Gottes- und Nächstenliebe, die zur Ehre Gottes und zum Heil der Seelen lebten, wirkten und starben. Sie kannten keine Menschenfurcht, das heißt, sie fürchteten weder Ausgrenzung, Verspottung, Benachteiligung, noch Verfolgung. Wir nennen sie „Heilige“, vollkommen auf Gott ausgerichtete Seelen, ganz hingegeben an seinen heiligen Willen – wie Maria.
Heilige als Fürbitter vor Gottes Thron
Schon ab dem 2. Jhd. wurden die Todestage der für den Glauben an Jesus Christus gestorbenen Märtyrer, die ja ihre Geburtstage in den Himmel waren, festlich gefeiert, ihre Reliquien verehrt und in die Altäre der Kirche aufgenommen. Bald gab es nicht nur Märtyrer, sondern auch Bekenner, heilige Jungfrauen, heilige Priester, mildtätige Heilige der Nächstenliebe, heilige Missionare oder Ordensleute. Die Christen baten sie um Fürbitte in all ihren Anliegen und manch einem Heiligen wurde ein Patronat zuerkannt, wie z.B. der Hl. Mutter Anna, die Patronin der werdenden Mütter ist. Weil es bald mehr Heilige und Märtyrer gab als Tage im Jahr, wurde mit Allerheiligen ein eigener Festtag eingeführt und 835 auf den 1. November gelegt.
Was bedeutet das Wort „heilig“? Das Neue Testament kennt drei verschiedene Wörter für „heilig“:
1. hosios (hebräisch: chasid)
Beschreibt den, der einen heiligen Lebenswandel führt und nach den Geboten Gottes handelt.
2. hagios (hebräisch: gadosch, Latein: sanctus)
So werden Gott selbst und alle von Gott in seinen
Dienst gerufenen Menschen genannt.
3. hieros (Latein: sacer)
Gegenteil von weltlich und ist damit alles, was
Gott gehört, Gott geweiht oder von ihm erfüllt ist.
So beschreiben diese dreimal „heilig“ auch den Weg zu Gott: Erst den rechten Lebenswandel vor Gott nach seinen Geboten, dann die Annahme der Berufung in den Dienst Gottes zu seiner Ehre und zum Heil der Seelen. Dies aber führt direkt zur Abkehr von der Welt und weltlichen Dingen, zu einer vollkommenen Ausrichtung auf Gott, seinen Willen und seinen Wunsch nach Rettung der Seelen.
Je mehr sich die Seele Gott weiht, desto mehr wird sie von ihm mit Gnade erfüllt, liebt ihn, gehört ganz ihm, geht ganz in ihm auf und erkennt ihn als handelnde Person, als Partner. Der Zölibat ist daher die logische Lebensform aller vollkommen auf Gott ausgerichteten Seelen.
Denn „heilig“ zu sein bedeutet, „ganz Gott geweiht zu sein“. Das ist der Himmel: die vollkommene Vereinigung der Seele mit Gott.
Wollen auch Sie heilig werden?
Oh, sie müssen jetzt nicht gleich für Ihren Glauben sterben, einen Orden gründen, oder ein caritatives Werk der Nächstenliebe ins Leben rufen… Es gibt nicht nur große Heilige, sondern auch kleine und verborgene…
Wenn wir nach einem Vorbild heilig werden wollen, werden wir uns schwertun. Wir müssen unseren eigenen Weg der Heiligkeit gehen, im Vertrauen und im Hören auf Gott, im Ausrichten unseres Willens, unseres Seins und unseres Lebens nach dem Seinen.
Doch allen Heiligen ist eines gemeinsam: Wie die Allerseligste Jungfrau Maria drängte es sie, ihr Leben und ihr Wirken vollkommen auf den dreifaltigen Gott auszurichten, in eine ganz persönliche Partnerschaft mit ihm zu treten, ihn sehr zu lieben und alles aus Liebe zu ihm zu tun, ganz nach seinem Willen zu leben und nicht mehr nach dem eigenen. Es drängte sie, dafür zu sorgen und dafür zu leben, dass Gott auch von anderen Menschen erkannt und geliebt werde.
Das Leben vieler Heiliger war von Leid und Krankheiten gezeichnet, viele wurden verspottet, verfolgt und manchmal schien die Arbeit eines Lebens an einem Punkt wie vernichtet oder durch Krankheit oder Entscheidungen der Oberen behindert. Doch was ihnen im Leben auch widerfuhr, sie hörten nicht auf zu beten und ihr Leid mit den Leiden Christi zusammen aufzuopfern. Sie erkannten, dass Gott aufgeopfertes Leid Seelen retten kann!
Und Gott prüfte ihren Glauben und ihre Treue – und fügte alles so, wie er es zum Heil der Seelen brauchte. Heilige sind formbar, sind Wachs in den Händen Gottes. Sie lassen sich zum Werkzeug machen, zum Diener, zum Eigentum Gottes. So gelang es ihnen, alles, was Gott ihnen an Gnaden oder Schicksalsschlägen schickte, mit Freude annehmen, auch wenn es schwer war. Für diese Liebe ihres Lebens konnten sie all „die täglichen kleinen Dinge in Liebe tun“, kleine Opfer bringen, kleine Gebete beten, aber viele, viele in innigem Vertrauen auf Jesus und Maria, immer wieder. Denn da ihr Herz vereint mit dem Göttlichen Herzen Jesu schlug, erkannten sie dessen tiefste Sehnsucht: Seelen für den Himmel zu retten! Dies war, was sie antrieb. So wie die „kleine heilige Therese“, die der Welt in ihrer „Geschichte einer Seele“ den „Kleinen Weg“ zur Heiligkeit zeigte...
Der kleine Weg zur Heiligkeit
Die kleine heilige Therese, eine Karmelitin im Frankreich des ausgehenden 19. Jahrhunderts, bemühte sich ihr Ordensleben lang, einen Weg aufzuzeigen, wie man aus dem Zusammenleben mit schwierigen Menschen Nutzen für die Seelen ziehen kann – und lebte dies auch vor!
Sie wusste, das Leben in einer Ordensgemeinschaft kann durch die Mischung der vielen Charaktere genauso anstrengend sein, wie das Leben in der Welt. So entstand ihr „kleiner Weg“ zur Heiligkeit. Ein Weg der vielen „mikroskopisch kleinen“ Aufopferungen der täglichen Ärgernisse, Leiden und Anstrengungen. Therese fand 1000 Gelegenheiten ihr „Ich“ abzutöten und nannte dies: ihren „kleinen Weg“ in den Himmel, den Weg der „geistlichen Kindschaft“. Sie ließ sich alle Demütigungen der älteren Schwestern gerne gefallen und suchte sogar danach, gedemütigt zu werden, z.B. in dem sie ihre Hilfe gerade jener Schwester anbot, die am unbeliebtesten war, immer ohne Diplomatie die ungeschminkte Wahrheit sagte, auch wenn ihr das Ärger einbrachte, in schweren Arbeiten nicht nach der Uhr schaute, oder sich an heißen Tagen keine Kühlung erlaubte etc. Nach einiger Zeit durfte Therese die Novizinnen leiten und konnte damit ihren „kleinen Weg“ auch die anderen Schwestern lehren.
Das ist der Weg all derer, die zu klein sind, große Taten zu vollbringen und die statt einer großen Tat lieber viele, viele kleine tun - täglich, still und bescheiden, unbemerkt und unbedankt…"
Dieser Beitrag stammt aus Folder "Magnificat" von D O M I N U S F L E V I T:
Röm.-kath. Glaubensinformations- und Behelfsdienst für Jüngerschulung, Pastoral, Heimatmission, Hauskirche und Religionsunterricht. Herausgeber: Barbara Schneider, Katechistin, behelfsdienst-dominusflevit@kabelplus.at